„Zweischneidige Schwerter"
bei Koalitionsgesprächen zur
Hamburger Bildungspolitik

Katholische Jugendverbände: Vorsicht bei verbindlichen Sprachförderungen für ausländische Kinder, freier Schulwahl und Studiengebühren

Erfreut hat der Bund der Deutschen Katholischen Jugend im Erzbistum Hamburg (BDKJ) die Ankündigung der Hamburger CDU, FDP und Partei Rechtsstaatlicher Offensive aufgenommen, nach der Regierungsübernahme den Unterrichtsausfall an Schulen der Hansestadt zu bekämpfen. Durch die Einführung einer Unterrichtsgarantie kann der Stellenwert der Schule als Ort des Lernens und der sozialen Kontakte für Kinder und Jugendliche gesteigert werden. „Viele vereinbarte Maßnahmen sind Schritte in die richtige Richtung, um die Qualität des Bildungsstandorts Hamburg zu stärken. Sie sind aber vage angekündigt und bedürfen schnellst möglich der Konkretisierung", so BDKJ-Diözesanvorsitzender Timo Kotowski.

Ebenso begrüßt der Dachverband der katholischen Jugendverbände, dass das Abitur künftig nach zwölf Jahren möglich sein soll und die Zahl der Hamburger Ganztagsschulen erhöht werden soll. „Ziel muss sein, das Angebot so zu gestalten, dass alle Eltern, die für ihre Kinder einen Platz suchen, diesen auch erhalten", fordert der BDKJ-Diözesanvorsitzende ein nachfrageorientiertes Ganztagsunterrichtssystem an Hamburger Schulen.

Gegen verspätete Einschulung durch Sprachfördermaßnahmen

Einige angekündigte Maßnahmen stellen aus Sicht des BDKJ „zweischneidige Schwerter" dar, bei deren Umsetzung Vorsicht geboten ist. Vorschulische Sprachförderungen für Kinder nicht-deutscher Herkunft können den Unterrichtsablauf erleichtern, da keine Zeit mehr für das Einüben sprachlicher Grundvoraussetzungen verwendet werden muss. Eine Verpflichtung zu Sprachfördermaßnahmen dürfe aber auf keinen Fall dazu führen, dass Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache erst verspätet die erste Klasse erreichten. Dies schaffe neue soziale Ungleichheiten. „Es besteht die Gefahr, dass mit einem Jahr Verzögerung eingeschulte Kinder ihr Leben lang das Etikett angeheftet bekommen, Lernende zweiter Klasse zu sein, da sie ihren Abschluss nicht in derselben Zeit erreichen können, wie gleichaltrige Deutsche."

Auch die Aufhebung der Schulgebietsgrenzen ist kein Universalmittel zur Verbesserung der Unterrichtsqualität. Zwar eröffne diese Deregulierung die freie Schulwahl und fördere einen Wettbewerb zwischen Bildungseinrichtungen, der Qualitätssteigerung und Profilierung ermöglicht. Andererseits können Eltern und ihre Kinder künftig vor der Wahl die Institute nach „guten" und „schlechten" Schulen sortieren. „So drohen Kinder und Jugendliche an Schulen in problembehafteten Stadtteilen zu Verlierern der Fortentwicklung des Bildungssystems zu werden", warnt Kotowski.

Leistungen neben dem Studium honorieren statt sanktionieren

Ablehnend reagieren die katholischen Jugendverbände auf die Ankündigung, Langzeitstudierende pauschal mit Studiengebühren zu belegen, sobald sie die Regelstudienzeit um mehrere Semester überschreiten. Viele Studierende arbeiten neben ihren Vorlesungen und Seminaren oder üben Ehrenämter aus. Durch Jobs versuchten sie, ihr Studium selbst mitzufinanzieren oder Erfahrungen für ihr künftiges Berufsfeld zu sammeln. Durch ehrenamtliches Engagement leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur sozialen Gestaltung der Gesellschaft. „Beides - Arbeit und Ehrenämter neben dem Studium - muss Anerkennung finden und darf nicht sanktioniert werden", fordert BDKJ-Diözesanvorsitzender Kotowski. Mindestforderung der katholischen Jugendverbände: Qualifizierende Arbeit und freiwilliges Engagement müssen anrechenbar sein, um die gebührenfreie Studienzeit ausreichend zu verlängern.

www.bdkj-hamburg.de -- © BDKJ-Diözesanverband Hamburg 2000-2002 -- Impressum
[Seite1] [Aktuell] [Intern] [Service] [Der BDKJ] [Freiwillig] [Windstärke11] [Kontakt] [Site-Map]